Warum sich Eric Stein nie für Archive interessierte
Am 8.7.1913 wurde in der tschechischen Kleinstadt Holice Eric Stein geboren, der im Juli 2011 verstorbene amerikanische Nestor des Europarechts. Es gäbe viele Gründe, diesen Tag mit einer kleinen biographischen Skizze zu würdigen (einen Nachruf gabs hier), mit einem saftigen Archivstück, mit Gedanken zu Aufstieg und Fall des EUropäischen Konstitutionalismus oder mit Überlegungen und Beobachtungen zum historiographischen turn in der Europarechtswissenschaft und zum europarechtlichen turn in der Geschichtswissenschaft. Da wäre dann zum Beispiel auch darüber zu reden, warum sich Eric Stein nie für Archive interessiert hat.
Aber wie könnte ich es wagen, eines so sorgfältigen, präzisen, eleganten und bedachten Autors wie Eric Stein mit einem schnell dahingeschriebenen Blogpost zu gedenken, eilig dahingeworfen am Ende eines langen Tages am Ende eines langen, aufregenden und immer wieder lehrreichen Jahres mit Recht im Kontext und Rechtskulturen? Während ich wieder mal an der Technik dieses Blogs verzweifle und nicht mal Max zu Hilfe holen kann, weil der schon tief im Bayerischen Gebirge seinen wohlverdienten Urlaub genießt? Gedanken und Ideen brauchen Zeit und Raum, das wußte Eric Stein sehr gut. Und er wußte, dass das besonders für die kleinen Gedankensplitter gilt, die sein Jahrgangskollege Albert Hirschman seine “petits idées” zu nennen pflegte.
In den nun hoffentlich bald auch für mich beginnenden ruhigen Wochen dieses Sommers werde ich ab und zu eine kleine Kolumne auf dem Blog absetzen, über Eric Stein und die Geschichte des Europarechts, über die EU und ihre Bürger, über kontextsensible Rechtsforschung und die Internationalisierung des Rechts, über Dogmatik und warum wir sie brauchen und über andere Dinge mehr, die mich interessieren – und die Leser und Leserinnen des Verfassungsblogs vielleicht auch.
Foto: Hutchins Hall, University of Michigan Law School, Ann Arbor (Phil Dokas, flickr, Creative Commons Licence)
[…] Stein, von dem hier neulich schon die Rede war, sagte mir immer, er habe sich nie für Archive interessiert. Ihn habe nur das beschäftigt, was […]