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26 September 2013

Koffer auspacken 2013: Dean Spielmann

Herr Spielmann, wie waren ihre Ferien?

Die Gerichtsferien in Straßburg sind kurz und auch keine Ferien im eigentlichen Sinne. Zwar sind die Richter von Ende Juni bis Ende August nicht vor Ort, der Gerichtshof bleibt aber voll funktionell. Als Präsident war ich in den vier Wochen zweimal im Gericht, um die Tagesgeschäfte zu regeln. Daher sprechen wir auch nicht von Ferien, sondern von der “Light Business Schedule”.

Aber ich hoffe, Sie hatten trotzdem ein wenig Freiraum für Lektüre?

Ja, ich habe mir schon etwas freie Zeit gegönnt. Die Fachliteratur habe ich auf juristische Monatsschriften beschränkt, beispielsweise habe ich die aktuellen Ausgaben des American Journal of International Law und des Cambridge Law Journal gelesen. Meine richtige Sommerlektüre war aber eine Biografie von René Cassin von Jay Winter und Antony Prost. Das Buch – es wurde bei Cambridge University Press in englische Sprache übersetzt – kann ich sehr empfehlen. René Cassin war zwischen 1965 und 1968 auch Richter und Präsident hier am Gerichtshof. Die Biografie hebt hervor, dass sein menschenrechtliches Engagement eigentlich auf die Rechte von Kriegsversehrten zurückgeht. Er selbst wurde im ersten Weltkrieg schwer verwundet und hat sich unermüdlich für Kriegsversehrte eingesetzt.

Sind Sie auf darauf aufmerksam geworden, weil Cassin einer ihrer Amtsvorgänger war?

Das Buch habe ich ganz zufällig in der Buchhandlung des Europarates entdeckt. Ich habe bereits eine Biografie von Cassin gelesen, aber diese hat mich besonders beeindruckt.

Mir scheint besonders interessant zu sein, dass Cassin selbst aus der Perspektive eines Betroffenen zum Engagement für Menschenrechte gefunden hat?

Ja genau, aus einer Betroffenenperspektive und aus einer internationalen Perspektive. Zwischen den zwei Weltkriegen engagierte er sich in der Friedensbewegung und war auch in verschiedenen Gremien des Völkerbundes sehr aktiv. Zunächst verteidigte er die Rechte der Kriegsversehrten, dann setzte er sich auch für die Rechte von Minderheiten ein. So kam es zu seinem Menschenrechtsengagement. Nach dem zweiten Weltkrieg hat er eine führende Rolle bei der Entstehung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gespielt (AEMR), die ja 1948 verabschiedet worden ist. An der Vorarbeit, den Mentalitätstexten in den Jahren zuvor und zwischen den beiden Weltkriegen, war er maßgeblich beteiligt.

Hatten sie noch weitere Bücher in Ihrem Koffer?

Ich interessiere mich sehr für Geschichte und da habe ich das Buch eines deutschen Autors gelesen: Die Verlorenen – Die Soldaten in Napoleons Rußlandfeldzug von Eckart Kleßmann. Er schildert auf ganz eindrückliche Weise den Rückzug der Grande Armée aus Russland. Beim Lesen ist mir noch einmal richtig bewusst geworden, wie grausam die Kriege damals waren und welche Schwierigkeiten die einfachen Soldaten zu bewältigen hatten.

Haben sie auch fiktionale Literatur gelesen?

Ja, ich habe eine Novelle des Niederländers Louis Couperus begonnen, die ich ebenfalls sehr empfehlen kann. In Eline Vere zeichnet Couperous ein schönes Sittengemälde der gehobenen Haager Gesellschaft um die Jahrhundertwende. Da geht es um ein junges Mädchen in Den Haag, das in einer Fantasiewelt lebt und mit der Realität konfrontiert wird – ähnlich wie Emma Bovary im Roman von Gustave Flaubert.

Werden auch Den Haag und seine Bedeutung für das Völkerrecht behandelt?

Das spielt eigentlich nur im Hintergrund eine Rolle, aber die Atmosphäre um 1899 – zur Zeit der ersten Friedenskonferenz – kommt schon durch. Ich interessiere mich sehr für Den Haag als historische Stadt und wollte die Stimmung der damaligen Zeit kennen lernen. So bin ich zu Louis Couperous gekommen. Der ist als einer der bekanntesten niederländischen Autoren dieser Zeit bekannt für seine Sittengemälde… Mehr habe ich in drei Wochen Freizeit leider nicht geschafft.

Die Fragen stellte Maximilian Steinbeis. Transkript: Wiebke Fröhlich.



One Comment

  1. Ahmed Adda Mon 19 Oct 2015 at 17:48 - Reply

    Sehr geehrter Herr Spielmann,
    Hiermit möchte ich mich Ihnen mitteilen,das Sie Sind da für Menschenrecht,Ich bin kein Richter aber nicht so Beurteilen ,Normalerweiser die Richter in bie Ärzte brief muss gucken,aber Frau Pardalos hatte nicht gemacht,Ich bitte Sie um dieser unrechtbrief gucken danach Antworten,Unsere Kinder muss Schützen,das ist ein Großer Fehler von Frau Pardalos bekommen,Ich bitte Sie nochmal in Beschwerde mit Ärzte brief zusammen Lesen,Ich schecke Ihnen einen Kopie von Beschwerde auf Deutsch geschrieben.
    Mit freundlichen Grüßen

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