Schwieriger Geburtstag in Karlsruhe
Am 7. September 1951 nahm das frisch gegründete Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe seine Arbeit auf.
Auf den Tag genau 60 Jahre später, am 7. September 2011, wird das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zum Griechenland-Bailout verkünden.
Ein Zufall?
Vor 60 Jahren wusste kein Mensch, dass diese Institution einmal eine solche Schlüsselposition im Verfassungsgefüge Deutschlands einnehmen würde, als Verfassungsorgan, Gesetzes-TÜV, Legitimitätsspender of last resort und Letztentscheider aller möglichen höchst politischen Fragen vom Schwangerschaftsabbruch über den Bundeswehreinsatz bis zu den Konsistenzanforderungen an die Errechnung des Sozialhilfesatzes.
Und heute?
Bei aller Vorsicht, was Prognosen über den Ausgang des Verfahrens angeht: Es kann gut sein, dass sich an diesem Verfahren deutlicher denn je zeigt, dass die große Zeit des Bundesverfassungsgerichts vorüber ist.
Die Euro-Krise ist eine verfassungspolitische Zäsur von säkularer Bedeutung: Hier verschieben sich gerade die rechtlichen Grundlagen unseres politischen Zusammenlebens in so umfassender und einschneidender Weise wie mindestens seit der Wiedervereinigung nicht mehr.
Vielleicht werde ich am 7. September eines anderen belehrt, aber meine Vermutung wäre: Karlsruhe wird erkannt haben, dass es bei dieser Zäsur keine wirklich entscheidende Rolle spielen kann. Vielleicht scheitert die Sache sowieso schon an der Zulässigkeit. Vielleicht legt der Senat den Fall sogar dem EuGH vor (unwahrscheinlich). Vielleicht erklärt er ein paar Detailmaßnahmen für verfassungswidrig und sagt, beim nächsten Mal anders bitte, und belässt es ansonsten bei ein paar lofty Ermahnungen an Bundesregierung und Haushaltsgesetzgeber.
Aber dass er tatsächlich versucht, aus dem Grundgesetz detailliert abzuleiten, wie sich Regierung und Parlament – oder gar die Institutionen der EU und der Euro-Zone insgesamt – in einer Situation wie der Euro-Krise zu verhalten haben? Das kann ich mir nur schwer vorstellen.
Übrigens: Am 7. September jähren sich auch noch zwei weitere wichtige Ereignisse – 1949 der Zusammentritt des 1. Deutschen Bundestags. Und 1970 die Geburt meiner Wenigkeit.
Zumindest letzteres ist jetzt aber wirklich Zufall.
Zum Geburtstag Glueckwunsch !
Es waere vielleicht eine moeglichkeit fuer
Karlsruhe, dem Bundestag vorzuschlagen
eine Volksabstimmung ueber die strittigen
Gesetze nach deutschem Recht abzuhalten.
Frederik van Os.
Warum nicht gleich aus dem Euro aussteigen, ist besser für alle Europäer, nur für die Bankster und Politiker nicht, die müssten dann fluchtartig das Land verlassen.