Norman Paech
In Einem sind sich politische Parteien, Medien und Öffentlichkeit einig: ob man den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan nun Desaster, Debakel oder Niederlage nennt, er soll gründlich analysiert werden, und mit ihm der gesamte Einsatz seit 2001. Die völkerrechtliche Legitimation des Kriegseinsatzes steht nicht zur Debatte. Doch muss eine unvoreingenommene Analyse zu dem Ergebnis kommen: der Krieg begann mit einem Verstoß gegen das Völkerrecht, produzierte in seinen 20 Jahren zahlreiche Kriegsverbrechen und endete nun mit einem letzten Bruch des Völkerrechts.
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Obiora Okafor
Die Abzugsphase des Internationalen Allianz in Afghanistan hat zwar zu Recht viel Aufmerksamkeit, Kontroversen und Tragödien ausgelöst, aber im Großen und Ganzen hat sie - bis jetzt - keinen bedeutenden Bruch in der Ausrichtung des Völkerrechts und der Beziehungen zu schwächeren Staaten und Völkern verursacht oder signalisiert.
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Obiora Okafor
While the withdrawal phase of allied involvement in Afghanistan has, quite deservedly, generated a lot of attention, controversy and tragedy, broadly speaking, it has not – so far – caused or signaled any significant rupture in the orientation of international law and relations toward weaker states and peoples.
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Corri Zoli
Für manche stellt der demütige Abzug der Vereinigten Staaten und der NATO-Koalitionspartner aus Afghanistan ein angemessenes Ende der Kriege nach dem 11. September 2001 dar. Doch meiner Meinung nach markiert dieser Abzug einen wichtigeren Anfang: unseren unfreiwilligen Eintritt in eine neue Ära der kompetitiven Kriegsführung - wobei Afghanistan nur den Anfang einer neuen Ära globaler Infrastruktur- und Lieferkettenkriege darstellt.
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Corri Zoli
Some argue that the humbling exit of the United States and NATO coalition partners from Afghanistan marks a fitting end to the post-9/11 wars and its conceits. My sense is that this exit marks a more important beginning: our unwitting entry into a new era of competitive warfare—with Afghanistan representing the opening salvo of a new era of global infrastructure and supply chain wars.
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Shaimaa Abdelkarim
Feminist international legal scholarship has been attentive to the gendered framing of the ‘war on terror’, specifically, in relation to proliferating practices of democratisation in third world societies. I suggest that Afghan women’s experiences are integral to challenge the function of human rights in reproducing gender norms.
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Shaimaa Abdelkarim
Die feministische internationale Rechtswissenschaft hat sich mit der geschlechtsspezifischen Ausgestaltung des "War on Terrors" ausgiebig befasst, insbesondere in Bezug auf die sich ausbreitenden Praktiken der Demokratisierung in Gesellschaften der Dritten Welt. Ich behaupte, dass die Erfahrungen afghanischer Frauen wesentlich dazu beitragen, die Funktion der Menschenrechte bei der Reproduktion von Geschlechternormen zu hinterfragen.
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Jochen von Bernstorff
We are still in the process of assessing the outcomes of 20 years of Western military and humanitarian presence in Afghanistan, and of a heartless and chaotic withdrawal. The current and somewhat self-centred debates may obscure considerable collateral legal nihilism. My main argument is that the re-interpretation of Art. 51 UN Charter by the US in the context of the so called “war on terror” was (and still is) an attempt to re-introduce new legal justifications for old forms of great power interventionism.
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Jochen von Bernstorff
Wir sind immer noch dabei, die Ergebnisse von 20 Jahren westlicher militärischer und humanitärer Präsenz in Afghanistan und eines herzlosen und chaotischen Abzugs zu bewerten. Diese selbstbezogenen Debatten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der "War on Terror" mit erheblichem rechtlichem Nihilismus einherging. Mein Hauptargument ist, dass die Neuinterpretation von Art. 51 UN-Charta durch die USA im Zusammenhang mit dem so genannten "war on terror" ein Versuch war (und immer noch einer ist), neue Rechtfertigungen für alte Formen des Großmachtinterventionismus einzuführen.
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Thilo Marauhn, Daniel Mengeler, Vera Strobel
Alongside the political question of the consequences of the withdrawal of troops from Afghanistan, there is also the pressing question of the legal responsibility of the Federal Republic of Germany. We come to the interim conclusion that the Federal Republic of Germany has not fully complied with its obligations to protect fundamental rights - above all the protection of life under Article 2 of the Basic Law - and its obligations under international law.
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Thilo Marauhn, Daniel Mengeler, Vera Strobel
Neben der politischen Frage der entstandenen Situation und der Folgen des Truppenabzugs aus Afghanistan stellt sich die Frage nach der rechtlichen Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland. Wir kommen zu dem Zwischenergebnis, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren grundrechtlichen Schutzpflichten – vor allem jener des Lebensschutzes gemäß Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG – und völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht in vollem Umfang nachgekommen ist.
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Helmut Philipp Aust, Janne Nijman
From the perspective of an international lawyer, the urban dimension of the attacks of 9/11 is conspicuously absent from most of the debates. Yet, there is a hidden story underneath the bigger geopolitical picture and its international legal implications that most of the contributions to this symposium discuss. The 9/11 attacks went for urban symbols that were at the same time global symbols; in the wave of terrorism that followed cities both in the Global North and Global South were the target – physically, politically and culturally. Security is increasingly understood as an urban issue.
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Helmut Philipp Aust, Janne Nijman
Diese urbane Dimension der Anschläge vom 11. September wird in den meisten völkerrechtlichen Debatten auffällig wenig berücksichtigt. Jedoch verbirgt sich hinter den größeren geopolitischen Entwicklungen und den damit verbunden völkerrechtlichen Auswirkungen, eine weitere Geschichte. Die Anschläge vom 11. September 2001 zielten auf urbane Symbole ab, die gleichzeitig globale Symbole waren; in der darauffolgenden Terrorismuswelle waren Städte sowohl im globalen Norden als auch im globalen Süden das Ziel - physisch, politisch und kulturell. Sicherheit wird zunehmend als ein urbanes Thema verstanden.
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Asad Kiyani
Examining how Western states - primarily the US, UK and Canada - approach and develop their exceptional status with respect to allegations of international crimes shows that they pursue ‘exceptionalism’ and its benefits through a variety of strategies. Given the relative standing and power of these states internationally, the risks posed by their tactics may disproportionately burden international institutions and norms rather than the states themselves.
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Asad Kiyani
Die Untersuchung der Art und Weise, wie westliche Staaten - in erster Linie die USA, das Vereinigte Königreich und Kanada - ihren Ausnahmestatus in Bezug auf den Vorwurf internationaler Verbrechen wahrnehmen und ausbauen zeigt, dass sie den "Ausnahmestatus" und seine Vorteile durch eine Vielzahl von Strategien verfolgen. Angesichts des relativen Ansehens und der Macht dieser Staaten auf internationaler Ebene können die von ihren Taktiken ausgehenden Risiken eher internationale Institutionen und Normen als die Staaten selbst unverhältnismäßig stark belasten.
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The Western imaginary of solidarity to distant others has long dominated discussions of Afghanistan. This commentary looks at what might be described as intermediary solidarities - towards local suppletives who have put themselves in harm’s way to aid foreign interventions, primarily Afghan interpreters, employed by Western armies. I contrast a sense of patriotic noblesse oblige to former allies with a more critical international evaluation of the status of these interpreters.
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Westliche Vorstellungen von Solidarität mit Fremden dominieren seit langem die Diskussionen über Afghanistan. Dieser Kommentar befasst sich mit 'intermediärer Solidarität' bezeichnen könnte: gegenüber Ortskräften, die sich selbst in Gefahr begeben haben, um die ausländischen Interventionen in Afghanistan zu unterstützen. Dabei argumentiere ich, dass die reflexartige Solidarität, die westliche Staaten gegenüber ehemaligen Helfern gezeigt haben, eine höchst problematische Übung in Tugendhaftigkeit ist.
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